Der Irish Terrier im Klub für Terrier - 125 Jahre KfT

Der folgende Beitrag ist im 125-Jahre Jubiläumsheft des Klub für Terrier (KfT) erschienen und wird mit freundlicher Genehmigung der AutorInnen Karina und Hans Erhard Grüttner, seit über 40 Jahren selber weltweit hochanerkannte ZüchterInnen der Irish Terrier von der Emsmühle, hier abgebildet.

 

125 Jahre Klub für Terrier, in der Tat ein besonderer Anlass, einen Rückblick zu halten. Sehr gerne waren wir bereit, diesen für die Rasse Irish Terrier zu geben. Der nachstehende Artikel basiert auf den Eintragungen der Zuchtbücher und den Ausstellungsergebnissen der erfolgreichen Hunde im Klubgeschehen. Wir danken Robert Koch für die Erfassung aller Irish Terrier Zuchtdaten, ausgehend vom Stammbuch I, und dem Ehepaar Würgatsch, die diese Vervollständigung ermöglicht haben.

Karina und Hans E. Grüttner (Irish Terrier von der Emsmühle)

Anfang

Im Klub für Terrier kann der Irish Terrier auf eine lange Geschichte zurückblicken. Der Airedale und der Irish Terrier waren die beiden Rassen, die in das erste Stammbuch (1902 bis 1908) eingetragen wurden. 1909 kam dann der Scottish Terrier dazu.

 

Informationen über den Irish Terrier finden sich bereits 1892 im Katechismus der Hunderassen, Leipzig Verlag, wo G. Strehl Erwähnung findet, der sich bei der Aufrichtung seiner Rasse große Verdienste erworben hat. Zu der Zeit war der Irish Terrier noch ein Produkt aus Kreuzungen zwischen Terriern der grünen Insel, die eine große Ähnlichkeit miteinander hatten.

Der erste Irish Terrier, geboren am 1. Oktober 1897, wurde in Deutschland mit der Nummer 1 in das deutsche Stammbuch eingetragen. Es war Wasp vom Hedwigsfluss (Vater: Breda Muddler, Mutter: Brawn Lady). Besitzer war der Rittmeister von Holy aus Hannover. Im Zuchtbuch Band V für das Jahr 1909 gab es die 100. Eintragung für die Rasse Irish Terrier.

Noch im Jahr 1905 schrieb R. Strebel über unsere Rasse: "In England ist dieser Terrier sehr beliebt, bei uns in Deutschland hat er keinen Fuß fassen können."

 

Seit Bestehen des Klub für Terrier wurden die Interessen der Irish Terrier Züchter*innen gefördert. So kann aus den Publikationen des Klubs im Jahre 1912 entnommen werden, dass damals der Vorteil des Klubs vor allem in der Veranstaltung von Ausstellungen mit dem Erwerb von Ehrenpreisen, Medaillen und Championaten gesehen wurde.

 

Auch zu dieser Zeit konnte eine Rasse nur durch das Engagement ihrer Liebhaber*innen und Fördernde weiterentwickelt werden und Ausstellungen bildeten die Plattform für alle Aktivitäten. In den Mitteilungen des "Klub für rauhaarige Terrier" findet man daher zunächst den Bezug auf die Meldezahlen der Rasse Irish Terrier und es wurde angemerkt: "Hierin müssen die Anhänger der Rasse Remedur schaffen, wenn von ihrer Ausbreitung die Rede sein soll." Weiter wurde über das Erscheinungsbild der Hunde geschrieben: "Viel zu große, robuste Tiere mit kurzen Köpfen und einem geradezu erbärmlichen Haar." Hier musste noch Pionierarbeit geleistet werden. Ein weiterer wesentlicher Punkt war die Farbe des Irish Terriers: "Hellrot, weizenfarbig und gelbrot wird in England verlangt, unerwünscht ist dunkles mahagonirot."

 

 

Entwicklung

In der Kynologie ist es immer von größter Bedeutung, den Blick mal in die Vergangenheit zu richten. Nicht nur die Herkunft, auch die Verwendung zum Zeitpunkt der Entstehung der Rasse sind Schlüssel zum Verstehen und Erkennen des richtigen Rassetyps. Dabei hilft auch ein Blick auf das Tun und Handeln unserer Vorzüchter*innen.

Die Züchter*innen unserer Rasse haben nicht nur bei der Entstehung des "Klub für rauhaarige Terrier" eine große Rolle gespielt, nein, auch später haben sie maßgeblichen Anteil an seinem Aufbau, seiner Entwicklung und seinem Fortbestand und an der Rasse Irish Terrier gehabt.

An dieser Stelle ist es unerlässlich, L.F. Diefenbach zu erwähnen und aus seinen zahlreichen Veröffentlichungen Folgendes zusammenzustellen:

Gerade in den 20er Jahren entstanden einige Zwinger, die großen Einfluss auf die Zucht hatten. Diese Zwinger unterhielten einen Bestand von 20 – 40 Hunden. Es kam bisweilen vor, dass ihre Besitzer*innen mit einem Dutzend und mehr Hunden auf den Ausstellungen erschienen. Dazu gehörten "von der Grube", L. Bauermeister, Gut Zscherndorf bei Bitterfeld, „"Strontian", Geheimer Kommerzienrat Dr. Venator, Dessau, "Devil" des Dr. Lindberg, Hannover und "Hansa", A. Gruhle, Hamburg.

 

Später gesellten sich zu diesem erlesenen Kreis noch "von Pöthen", Familie Leidloff, Gut Pöthen bei Magdeburg und "von der Schramperhöhe", Dr. Sudhoff, Salzwedel (s.u.) hinzu. 

Das Bild zeigt eine Irish Terrier-Gruppe "von Pöthen" 1933.

 

 

Dr Sudhoff beherbergte in seinem Zwinger durchschnittlich bis zu 80 Irish Terrier, die von seinem Zwingermeister R. Bockhold betreut wurden. Das Bild zeigt eine Irish Terrier Zuchtgruppe "von der Schramperhöhe" im Jahr 1937. Gerade diese in den verschiedenen Zwingern tätigen Zwingermeister sammelten enorme Erfahrung und hatten dadurch ein unendliches Wissen über die Zucht unserer Rasse. Ein Modell, was sich übrigens bis in die 70er Jahre sehr erfolgreich in England hielt und die Grundlage für die hervorragenden Terrier waren, die wir auf Ausstellungen dort bewundern durften und manchmal mit nach Deutschland nehmen konnten.

 

Familie Leidloff, die auf einem großen Gut bei Magdeburg lebte, hat in den 20er Jahren durch die guten persönlichen Beziehungen zu irischen Züchter*innen den Import einiger erstklassiger Iren ermöglicht und damit ihre Zucht aufgebaut. Sie starteten mit 3 Hündinnen aus verschiedensten Blutlinien. Ihre Zucht kann wohl als die bekannteste und beste der 20er und 30er Jahre und bis zum Ende des zweiten Weltkrieges angesehen werden.  In dem Artikel "Irenfragen" hat sich Ruth Leidloff mit der Verschiedenheit des Irish Terrier Typs und dem Ziel des Ideals der Rasse bereits auseinandergesetzt.

 

 

In den Kriegsjahren war es bekanntlich sehr schwer, Hunde zu züchten. Überraschenderweise wurden aber in diesen 7 Jahren in Deutschland über 1.200 Irish Terrier gezüchtet. Unglaublich, wenn man sich vorstellt, mit welchen Schwierigkeiten die Züchter*innen in dieser Zeit zu kämpfen hatten.

 

Glücklicherweise gesellten sich in den 50er Jahren einige sehr ambitionierte Züchter*innen hinzu. "Putlos", A. Drage, Friedrichstadt, "Roter Kobold", I. Bernewitz, Plüderhausen, "Tschukid", Dr. G. vom Herrenschwand und schon in 1949 "von der Frankenlerche", damals noch als Freiin vom Lerchenfeld, spätere Gräfin von Stauffenberg. Darum wird sie zu Recht nach dem Krieg als "Pionierin der deutschen Irish Terrier Zucht" bezeichnet. Im Bild ist "Bravo von der Frankenlerche" zu sehen. Später, im Jahre 1964, wurde dann der 1. Wurf im Zwinger "Paternu", W. Henrich in Worms geboren.

 

Gerade die beiden Letzteren prägten und dominierten in den nächsten Jahren hierzulande die Zucht. Bis in die 80er Jahre hinein stellten sie oft die Siegerhunde auf den Titelschauen. Diese zahlreichen Erfolge waren das Resultat intensiver Ahnenforschung, sorgsamer Nachzuchtkontrolle und dem Import von Top-Hunden und -Vererbern aus England und Irland.

 

W. Henrich hat sich hierbei oft an den Hunden aus dem "Pathfinder Kennel" von N. Woodifield orientiert. Sie war damals unbenommen die Nr. 1 der Irishwelt in England. Im Bild sieht man W. Henrich mit "Gnomesnalt Irish Warrior". 

Gräfin Stauffenberg stellte sich etwas breiter auf und fand ihre Hunde aus den verschiedensten Linien Irlands und Englands. Ab dem Jahr 1975 steigerten sich die Welpenzahlen wieder auf ca. 200 Welpen pro Jahr. Dies ist vor allem auch auf die Publikationen der Gräfin Stauffenberg zurückzuführen, welche die Rasse Irish Terrier mit viel Passion und Leidenschaft zu dieser Zeit gefördert hat.

Ihre Publikationen gingen weit über die Fragen des Rassestandards und dessen Interpretation hinaus. Sie berührten die Lesenden und stellten das außergewöhnliche Wesen und die Vielfalt dieser Rasse vor. Ein großer Gewinn für unsere Rasse ist, dass Gräfin Stauffenberg und ihre "Unvergleichlichen" in ihren Artikeln bis zum heutigen Tag weiterleben. Der Rasse Irish Terrier brachte das über die Jahre viele Liebhaber*innen und Fans.

Gräfin Stauffenberg schrieb 1968: "Vergleichen wir Bilder von den ersten fotografierten Irish Terriern mit unseren heutigen, so hat sich eigentlich wenig an dieser Rasse verändert." Dies sollte bis zum heutigen Tage Gültigkeit haben!

 

1974 erwarb W. Bitzer, Zwinger "vom Truttenberg", den Rüden Shannon von der Frankenlerche. Dieser Rüde und seine Nachzucht dominierten für viele Jahre die Ausstellungsszene in Deutschland. Er war ein großartiger Vererber, der Typ, Kopf, Haar und Bewegung in hoher Qualität an seine Nachzucht weitergab.

 

Im Jahre 1977 fiel der erste Wurf im Zwinger "von der Emsmühle" von Hans E. Grüttner nach besagtem Rüden Shannon und Paternus Tessie. Durch die Verbindung dieser beiden hervorragenden Linien war der Grundstein für eine später sehr erfolgreiche Zucht gesetzt.

 

Top-Züchter*innen dieser Zeit waren u. a. K. Ellmer, "von der Lichtenheide", ein Mann mit vielen Talenten und einem Gespür für die richtige Verpaarung. J. Fröhling, "von der Steinsbuche", importierte und züchtete typvolle und erfolgreiche Irish Terrier. Leider verstarb er viel zu früh. E. Braekow, "Capella", engagierte sich zu dieser Zeit sehr für die Gesundheit der Irish Terrier im Hinblick auf die Hyperkeratose und zeigte den Züchter*innen durch den Importrüden Esperons Terry Boy neue Wege auf.

 

Das Jahr 1987 brachte dann einen Quantensprung für die deutsche Irish Terrier Zucht. Der Zwinger von der Emsmühle importierte den Englischen Champion Maghill of Ben’s Heir (im Bild mit Hans E. Grüttner). Dieser Rüde konnte schon am Anfang seiner Laufbahn den begehrten Crufts Titel erringen und wurde auf dem Kontinent zu einem der erfolgreichsten Irish Terrier seiner Zeit. Sein Exterieur war eins, aber sein exzellentes Wesen und die Vererbungskraft, mit der er beides an seine Kinder weitergab, machten ihn zu einem Ausnahmehund. Selbstbewusst und ohne Aggressivität stand er im Ring und bestach mit dem eleganten Erscheinungsbild eines typischen Irish Terrier. Ihm folgten aus dieser Zuchtlinie mehrere Top-Hunde, die ihre Heimat in den verschiedensten Zwingern fanden und somit die europäische Ausstellungsszene stark beeinflussten. Sie gewannen im In- und Ausland die renommiertesten Titel wie Weltsieger, Europasieger, Klubsieger und Bundessieger.

 

In den 90er Jahren änderte sich die Irish Terrier Szene. Viele Zuchtstätten mit ein oder zwei Hündinnen wurden gegründet. Dabei stieg die Anzahl der Welpeneintragungen stetig. Mit der Beliebtheit des Irish Terrier stieg auch die Anzahl der Zwinger, die sich in der Regel der Zuchtstätte anschlossen, bei der sie ihre Hunde erworben haben.

 

Auf Ausstellungen waren die deutschen Irish Terrier erfolgreicher denn je. Nach und nach konnten auch Irish Terrier im Wettbewerb oftmals um den besten Hund der Schau punkten. Dies ging sogar soweit, dass Irish Terrier von der Emsmühle die Titel Irischer und Englischer Champion sowie Crufts Winner erringen konnten. Mylord von der Emsmühle wurde sogar für einige Jahre Top-Stud of the Year in England, ein Titel, der dem besten Vererber des Jahres zugesprochen wurde. Hier sammelten die Kinder Punkte für ihre Eltern.

 

Viele dieser Erfolge wurden aber nur möglich, weil sich eine große Anzahl von Züchter*innen zusammengefunden hat, um einer Idee zu folgen: den rassetypischen, einnehmenden und gesunden Irish Terrier zu züchten. Nur gemeinsam kann dieses Ziel erreicht werden. Hier wurde vor allen Dingen die Nachzuchtkontrolle als probates Mittel eingesetzt. Jeder Wurf wurde begutachtet, um zu kontrollieren, wie nahe man dem Ziel gekommen war. So gelang es auch einigen Züchter*innen, die nur wenige Würfe in ihrer Laufbahn hatten, hervorragende Irish Terrier zu züchten und großartige Erfolge zu erzielen. Insgesamt stellte diese Konstellation die deutsche Zucht in den letzten zwei Jahrzehnten auf ein hohes Niveau.

 

Ausblick

125 Jahre Irish Terrier im Klubgeschehen. Der Irish Terrier erfreut sich in der Zwischenzeit sehr großer Beliebtheit. Eintragungszahlen von über 400 Welpen sprechen da für sich. Die Zuchtbedingungen haben sich geändert. In den 20er und 30er Jahren gab es noch Zuchten mit einer großen Anzahl von Hunden, eigenem Zuchtkonzept und Zwingermeistern. Das auf diese Weise erworbene Wissen war enorm und bezog sich nicht nur auf das Exterieur, sondern auch auf die Gesundheit der eigenen Zuchtlinien.

 

Heutzutage benötigt man gute Zuchtkonzepte und engagierte, erfolgreiche Züchter*innen. Diese wiederum brauchen die Unterstützung der kleineren Zuchtstätten, um auf breiter Fläche qualitätsvolle Irish Terrier züchten zu können. Das Manko, dass sonst Wissen verloren geht, kann nur so aufgefangen werden. Das wird die große Aufgabe des nächsten Jahrzehnts der deutschen Irish Terrier Zucht sein.

Im Bild zu sehen ist Doyle von der Emsmühle, aktuell einer der erfolgreichsten Zuchtrüden weltweit.

 

 

 

 

 

 

 

Um das auszugleichen, ist im Hinblick auf die Gesundheit heutzutage die Tiermedizin durch Forschung und Genetik sehr behilflich. Früher wussten die Zwingermeister, wie zu verpaaren ist. Heute geht die Tiermedizin zur Hand. Züchterisches Wissen und Geschick muss man sich weiter erarbeiten.

 

Ausstellungen sind weiterhin aktives Klubgeschehen und haben auch bei der Rasse Irish Terrier ihre Bedeutung im Wandel der Zeit nicht verloren. Auch in Zeiten des Internets und der schnellen Kommunikation kann die persönliche Inaugenscheinnahme eines Irish Terriers nicht ersetzt werden, denn Wesen und Bewegungsabläufe können nur so beurteilt werden. Ausstellungen sichern die Qualitätskontrolle und das von Anbeginn der Hundezucht. Hier hat sich nichts verändert.

 

Last but not least: Blickt man zurück auf 125 Jahre Klubgeschichte, was bleibt? Schlussendlich sind das die Namen und die Erfolge der Irish Terrier zu ihrer Zeit.

 

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